Humano Menetekel jagt die Juwelendiebe

Ich vergrabe mich in mein Hoodie, auf das ich „Unbedingt!“ habe aufdrucken lassen,als ich sie sehe. Ich gehe leicht runter, mit der rechten Hand suche ich, ohne den Blick abzuwenden, den Haken und lasse den Hund los. Sie stoppen. Der Hund schreitet vier fünf Schritte voran und verharrt in Hab-Acht. Ein Wort von mir reichte, aber sie sind verstummt. Ich gehe weiter auf sie zu, ich erreiche den Hund, der ohne Atem ist. Sie stehen, etwa sechs Meter vor mir. Ein Schnipp von mir, und der Hund ginge los. „Los“, sage ich und gehe mit dem Hund an ihnen vorbei, ich merke, wie sie mir nachgucken, wie sie sich verdrehen und hinter mir her starren. Ich habe das Tütchen in der linken. Ich spüre ihre Blicke auf meinem Rücken und ich gehe, mit meinem Hund, ohne mich umzudrehen und werfe das Tütchen in den Mülleimer an der Bushaltestelle. Ich habe es zugeknotet, es stinkt also nicht.

Sie haben wieder zu reden angefangen. Ich sage zu meinem Hund: „Fein!“ und gebe ihr ein Leckerchen aus der rechten Jackentasche. Ich bin Humano Menetekel und ich mache die Sachen richtig.

— tss —

Sechs Uhr früh. Ich sehe schon, da ist eine Ampel, sie ist grün, eine Fußgängerampel. Ich gehe schneller, aber sie springt, kurz bevor ich sie erreiche, auf rot. Es ist kein Auto zu sehen, ich gehe bei rot. Ein Mann, der auf der anderen Straßenseite stehen geblieben ist, murmelt vor sich hin, er hat mich fest fixiert, ich merke, dass er mich meint und ich höre „gilt für alle“. Ich bin Humano Menetekel und bleibe bei dem Mann stehen und sage leise zu ihm: „Es ist sechs Uhr, der Tag ist noch nicht alt, aber glauben Sie mir, das war nicht mein schwerstes Vergehen heute.“ Er geht weg.

— tss —

Von Maxim Loick

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