Verlieren

Ich weiß nicht, ich würde mich nicht gern als Kenner des Verlierens bezeichnen*), aber: Der BVB hat heute das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München verloren. Und Bayern hat das Spiel und den Titel zu Recht gewonnen. Ich will gar nichts hören von hätte hätte Fahrradkette wegen eines vom Schiedsrichtergespann nicht gegebenen Tores und Torlinientechnik (die ich btw befürworte). Natürlich hätte ich viel lieber gewonnen. Aber mich nervt dieses „Duselbayern“ Gerede und alles „Hauptsache nicht Bayern“ und „Unfair!“ Gestammel. Der FC Bayern München hat völlig verdient und zu Recht das Double geholt. Punkt. Sie haben eine überragende Saison gespielt. Sie habe verdammt viel Kohle (und einen Ex-Präsi, der völlig zu Recht in den Knast geht), sie haben sich diese Kohle durch verdammt lange kontinuierliche Arbeit seit den 70er Jahre erwirtschaftet. Ich finde, das sollte man anerkennen, auch wenn man wie ich BVB-Mitglied ist (und ich bin ja da Mitglied aus so komischen Gründen, die irgendwie was mit Fansein zu tun haben).

Ich finde, man sollte in der Niederlage mal zeigen, worum es geht, nämlich einen sportlichen Wettkampf. Und den hat der FC Bayern heute für sich entschieden. Die Nichtanerkennung dieser Leistung, finde ich, schmälert ja auch die Leistung meiner Mannschaft, kapierse? Ich finde, es ist Zeit, in der Niederlage mal einen Ansatz von Größe zu zeigen. Ich versuche meinen Kindern genau das beizubringen: Verlieren ist ok, wenn der Gegner besser war. Und die Größe besteht darin, die Niederlage anzuerkennen. Ich halte das *hintergrundHymnenAn* für eines der wichtigsten Grundprinzipien der Demokratie. Dass Verlierer die Niederlage hinnehmen verhindert in den europäischen Demokratien seit rd. 70 Jahren kriegerische Auseinandersetzungen. *hintergrundHymnenAus*

Aber zurück zum Fuppes.

Und dann ist der Schiri Schuld. Was für ein Unsinn. Die Torlinientechnik muss kommen, schon allein um die Schiedsrichter aus dem Schussfeld der Doofen zu nehmen. Es gibt nun mal die objektive Wahrheit, ob ein Ball drin war oder nicht. Und die sollte mit allen Mitteln so objektiv wie möglich festgestellt werden. Ein Schiedsrichter kann das in vielen Fällen nicht leisten, weil er natürlich nicht an der Torlinie stehen kann. Die Menschen fliegen zum Mond und überwachen sich 24/7 via NSA, aber in einem Geschäft, in dem es um Milliarden von Euros geht, steht und fällt alles mit dem Pfiff eines Einzelnen. Ich finde das den Schiedsrichtern gegenüber schäbig, denn natürlich werden sie mit den Folgen ihres Pfiffes von ziemlich vielen Menschen, die anderer Meinung sein wollen, konfrontiert. Was für eine verlogene Shice, da vom „Geist des Sports“ zu reden. Ich finde das völlig entgegen dem Geist des Sports, wenn Schiris um ihre Gesundheit fürchten müssen, nur weil sie in einer entscheidenden Spielsituation falsch entschieden haben.

Das Sportpublikum, diese Penner, will Helden, aber ich glaube, dass Heldentum nur Makulatur für eklatant miese Organisation ist. Das Sportpublikum will Über-Schiris, die derart die besten der besten sind, dass denen nie ein Fehler unterläuft. Wie ekelhaft. Wenn dann einer mal was falsch pfeift, dann schafft der es nicht mal unversehrt zu seinem Auto (und das beginnt allen Ernstes in Kreisliga C).

Ich bin etwas traurig, dass der BVB heute nicht den Pokal gewonnen hat. Ich gratuliere dem shice FC Bayern. Ich plädiere dafür, dass alle, denen es so ähnlich geht, das einfach mal aushalten und beweisen, dass beim BVB eben nicht die abgeschmackten „ich hab verloren, die anderen sind schuld“ Reflexe zum Tragen kommen, sondern dass letztlich eine Anerkennung der Stärke des Gegners auch ein Anerkennung der Leistung der eigenen Mannschaft bedeutet.

*) bin SPD Mitglied. Und BVB Mitglied. Und ständig holen weder meine Partei noch mein Verein die jeweiligen Meisterschaften. Aber sie sind relevant. Und manchmal holen sie dann doch die Meisterschaft und verändern das Land in einer Art und Weise, die gut ist.

Von Maxim Loick

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