Meine blutige Nase

Jajaja, der Parteikonvent hat mal wieder voll „Verräterpartei“ und so bestätigt. Mit satten 56% oder so. Schlymm, was die Sozis für ein Arsh-Pack sind, wusste ich doch gleich, gut dass ich erst gar nicht bei denen dabei bin und von meinem gesicherten Sofa aus schimpfen kann. Und diese D64-Nussis, was – hahah! – was für Spinner, die ihre wertvolle Zeit dafür vergeuden, dass sie sich wieder und wieder und wieder ein blutige Nase holen. Und die arme arme Basis, haben die Arsh-Politprofis sie wieder nicht berücksichtigt.

Die Farbe der SPD ist rot, rot wie das Blut der blutigen Nasen. Die Diskussionslinien gehen quer durch die SPD. Die SPD ist immer noch Volkspartei. Da ist man sich, wie in der Gesellschaft allgemein, über Themen wie die VDS nicht gleich so ganz sicher. Aber die SPD ist der Platz, an dem diese Diskussionen, diese Diskurse gewonnen werden müssen. Wer die Meinung der SPD gewonnen hat, hat die reelle Chance, dass diese Meinung in absehbarer Zeit umgesetzt und Realität wird.

Immer schimpft Sascha Lobo mit Euch. Was er meint: Geht dahin, wo es nicht schön warm ist. Geht dahin, wo die silberhaarigen Altsozis lieber über Autos in Innenstädten sprechen wollen statt über Netzneutralität. Wo klassenkampfvernarbte Mittsiebziger die Faust für Arbeitskampf recken, aber von Homeoffice und Dropbox nichts hören wollen. Geht da hin.

Die sind nämlich auf Eurer Seite. Redet mit denen statt sie zu beschimpfen. Macht denen klar, was auf dem Spiel steht. Die hören Euch, die sind gleich auf Eurer Seite, wenn Ihr sie nicht verhöhnt oder beschimpft.

Ich fang nochmal neu an.

Die Basis hat sich beim letzten Parteikonvent wieder nicht durchgesetzt. Da hat die Basis vielleicht was falsch gemacht, wenn sie sich nicht durchgesetzt hat. Vielleicht hat die Basis digitale Themen über all die Jahre nicht breit genug diskutiert. Vielleicht hat die Basis ihren Delegierten nicht klar genug mitgegeben, wie man zu Grundrechtseinschränkungen wie der VDS zu stehen hat. Digitale Themen sind in der DNA der Sozis noch nicht so drin wie Arbeitnehmer*innenschutz, wie die klare Kante gegen Rechts, wie Frauenrechte, wie sozialer Aufstieg durch Bildung. Wir werden das auch nicht in die DNA der Sozis kriegen, wenn wir abhauen und das Feld Sarrazin und den Blöden überlassen.

Wir müssen uns als erstes in der SPD engagieren. Wir müssen dort auf allen Ebenen Arbeitskreise für digitale Themen gründen und über Disruptionen diskutieren, bis sich auch der letzte UB Vorsitzende aus dem effeff der Tragweite digitaler Themen bewusst ist und von sich aus einfordert, dass der digitale Wandel einer starken sozialdemokratischen Korrektur bedarf. Empowerment. Teilhabe. Gerechtigkeit.

Das können die silberhaarigen Sozis nicht alleine. Ihr müsst das machen. Ihr müsst in die SPD eintreten, die Themen fordern, diskutieren und die Diskurse dort bestimmen. Ihr müsst die Diskurse in der SPD gewinnen. Ihr müsst das, was Ihr der SPD immer absprecht, die viel beschworene Sozialdemokratie, dort reintragen. Ihr dürft Euch nicht auf einen Habitus zwischen Besserwisser und Habichjaschonimmergesagt zurückziehen. Ihr müsst in Aktion treten, genau das hat Sascha Lobo von Euch gefordert, mehrmals.

Geht in so einen SPD Ortsverein. Hört dort zu. Seid verständig. Sprecht Eure Anliegen an. Hört die Einwände an. Erwägt die Einwände. Macht Eure eigenen Einwände. Bringt Eure Themen vor. Sprecht Euren UB Vorstand an. Die sind nett und freuen sich über Engagement. Über Engagement, nicht über dämliches Gebashe. Verhaltet Euch wie verständige Menschen. Beantragt die Einsetzung eines Arbeitskreises Digitales. Hört den anderen zu. Bringt Eure Argumente vor. Kommt gemeinsam mit den alten und den jungen Sozis zu Positionen, das ist eigentlich ganz einfach und sehr angenehm. Stellt Forderungen an den Unterbezirksparteitag, den Landesparteitag, den Bundesparteitag. Seid nicht frustriert, wenn Ihr Euch nicht innerhalb von sechs Monaten gleich durchsetzt. Niemand setzt sich nach sechs Monaten durch. Niemand setzt sich nach zwei Jahren einfach so durch. Sprecht mit anderen in der Partei, sammelt Stimmen, Standpunkte, Positionen. Haltet Euch nicht für die mit der Lösung, sucht mit den anderen in der Partei danach. Die anderen sind gut. Die haben Blickwinkel, die Euch vor viel Unsinn bewahren werden. Bohrt das dicke Brett. Es macht Spaß.

Demokratie ist die Herrschaft des Demos, also des Volkes. Das seid Ihr. Ihr dürft Parteien nicht als Dienstleister sehen, denn Ihr bezahlt sie nicht. Die machen so gut, wie sie denken, die machen ohne Auftrag. Ihr beauftragt die Parteien nicht. Ihr könnt nur mitmachen oder es sein lassen. Ihr könnt die Parteien nur beauftragen, indem Ihr in ihnen tätig werdet. Ihr könnt den Auftrag nur selbst ausführen. Die Arschlöcher der Rechten machen das und gründen AfD und andere Drecksvereinigungen. Ihr sitzt auf dem Sofa und macht der SPD Vorwürfe. Sie soll alles richtig machen, ohne Eure Stimme, ohne Euer Engagement und wenn sie’s mal wieder verkackt, ruft Ihr alle in der SPD verbliebenen auf, den Saftladen zu verlassen und mit verschränkten Armen der Politikverdrossenheit zu huldigen.

Fuck you! In Scharen, lieber Demos!, in Scharen müsst Ihr in die SPD, diesen Langweilerverein, eintreten! In Scharen müsst Ihr das, was Ihr für so einfach und offensichtlich haltet, zum Einfachen und Offensichtlichen machen! Weil Ihr das Feld Sarrazin und Schily überlasst und Euch jede*r einzelne in Eurer Rolle der/des Rechtgehabthabenden gefallt, fährt das ganze Ding wieder und wieder vor die Wand und wir, die wir Eure Positionen vertreten, holen uns die blutigen Nasen, wieder und wieder. Helft uns! Kommt zu uns, schlagt uns als Delegierte vor oder lasst Euch von uns zu Delegierten wählen!

Nehmt Eure Bürger*innenrechte wahr! Tretet in die Parteien ein und erwartet trotzdem nicht, dass Euch deswegen die ganze Welt bis Ende nächster Woche folgt. Es ist ätzend, aber wenn man das weiß, geht es. Tretet in die Parteien ein, um Euch zu streiten, nicht um Euch wohl zu fühlen, denn dafür gibt es Kneipen.

Und wenn Ihr nicht wisst, was Ihr denen in dieser Arsh-SPD erzählen sollt, dann werdet Ihr noch Mitglied bei D64 und holt Euch da ein paar Fakten ab, mit denen Ihr in Euren AKen immer eine gute Figur abgebt :)

Ich für meinen Teil werde die SPD erst dann verlassen, wenn die alles macht, wie ich es will. Erst dann braucht’s mich dort nicht mehr.

Von Maxim Loick

Folgt mir auf Twitter: @Pausanias oder bei Google+: Maxim Loick

4 Kommentare

  1. mit Genugtuung,habe ich den Brief gelesen,da ist genau das beschrieben was ich schon seit Jahren fordere,aber leider nicht angenommen Bzw.verstanden wird,es ist ja viel bequemer auf dem Sofa zu sitzen und zu meckern alsseinen Arsch zu bewegen und gegen andere Meinungen anzukämpfen,vor allem wenn einem nicht richtig zugehört wird und man ständig mißverstanden wird

  2. „Sie soll alles richtig machen, ohne Eure Stimme, ohne Euer Engagement (…)“

    Ich habe mich engagiert – umfangreich in der Zensursula-Debatte.

    Und als Dank für meinen Einsatz haben mich auch SPDler als Kinderfickerfreund bezeichnet. Und ich wurde (mehr als einmal) von MdB ignoriert und auch beleidigt – es wurde versucht, massiven Druck aufzubauen („Ehren“rettung: nicht nur von der SPD).

    Rationalen Argumenten stand kein MdB offen gegenüber. Es wurde auf Biegen und Brechen versucht, an dem Gesetzesvorhaben festzuhalten. Und SPDler haben gute Tradition im Umfallen – es ist also ein Kampf gegen Windmühlen.

    Warum also sollte ich mich engagieren? Damit ich meine freie Zeit nicht mehr mit meiner Familie verbringen kann und stattdessen von Leuten ignoriert werde, die eigentlich für’s Zuhören bezahlt werden?

    Mit anderen Worten: ich habe besseres zu tun, als mich zu engagieren und dafür von SPDlern beschimpft oder bestenfalls ignoriert zu werden. Vieles ist keine Geheimwissenschaft: bekommt es hin und erntet das Lob oder lasst es bleiben und werdet durch’s Dorf getrieben. Die SPD hat es in der Hand – auch ohne jedes externe Engagement.

Schreibe einen Kommentar zu Heinz Carlsson Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert