Die Membran

Die eine Seite der Membran

Eine Person auf der Bühne. Die Seite ist mit einem anthrazit-farbenen Stoff abgehängt, der Stoff ist ganz glatt und gespannt.

Die Person auf der Bühne denkt, die Stimme dazu kommt aus dem Off.

Person (denkt): Ich bin ganz alleine. Hier ist mein Raum, dort ist er zu Ende. Meinen ganzen Raum habe ich durchschritten, hier ist er zu Ende.

Person guckt Membran an. Die Membran ist glatt und gespannt.

Person (denkt): Da ist doch was dahinter. Es muss etwas dahinter sein, denn sonst wäre dort ja nichts. Das ginge ja nicht, dass da nichts ist. Wie sollte so eine Wand das aushalten? Es muss dahinter weiter gehen.

Person geht ganz nah an die Membran und horcht.

Die andere Seite der Membran

Eine andere Person auf der Bühne. Die Seite ist ebenfalls mit einem anthrazit-farbenen Stoff abgehängt, der Stoff ist auch hier ganz glatt und gespannt.

Die andere Person (denkt): Jetzt ist es also zu Ende. Hier an so einem Tuch. So soll es also sein. Immerhin… (geht zur Membran und streicht darüber) …ein feines Stöffchen.

Die eine Seite der Membran

Person sieht, dass von der anderen Seite über die Membran gestrichen wird.

Person (denkt): Da ist was! Da hat’s sich doch gerade gebeult! Was war das? Ein Tier? Etwas wildes, gefährliches?

(Pause)

Person (denkt): Es sah nicht sonderlich wild aus, wie es sich gebeult hat. Vielleicht war es nur Luft?

Person ist im Begriff, ebenfalls über die Membran zu streichen, da wird wieder von der anderen Seite darüber gestrichen. Person hält inne.

Person (denkt): Was ist das?

Person wartet ab, aber es wird von der anderen Seite nicht weiter darüber gestrichen.

Die andere Seite der Membran

Andere Person (denkt): Feines Stöffchen, wirklich. (ab)

Die eine Seite der Membran

Person streicht nun ihrerseits über die Membran.

Person (denkt): Und wenn es nun ein Mensch war? Die Hand eines Menschen?

Die andere Seite der Membran

Die Bühne ist leer.

Von hinter der Membran spricht die Person von der einen Seite der Membran (nicht aus dem Off): Hallo?

Vorhang.

Von Maxim Loick

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