NRW als Silicon Valley der Erneuerbaren Energien

Gerade las ich bei @Nico, welche Themen er 2014 so alle diskutiert haben möchte. Dabei ist mit aufgefallen, dass dort die Energiewende fehlt.

Das muss irgendwann 2012 gewesen sein, da bin ich mit den Kolleg*innen meines damaligen Projektes als Team Event zum Braunkohletagebau am Niederrhein gefahren. Wir erhielten dort eine Führung durch Tagebau, unter Braunkohlebaggern hindurch und über renaturierte Landschaften. Die technologischen, politischen und sozialen Anstrengungen, die für die Energiegewinnung aus Braunkohle über all die Jahre unternommen worden sind, haben mich sehr beeindruckt. Da wurden ganze Dörfer umgesiedelt, Familien wurden mit viel Aufwand entschädigt, Abraumhalden wurden renaturiert und der ausgebeutete Tagebau wurde von Landschaftsarchitekten in der Arbeitsweise von Slartibartfass wiederhergestellt. Der Kollege von RWE war zurecht ein wenig stolz auf diese Leistungen. Aber gleichzeitig hatte ich immer die Rechnung im Hinterkopf, dass RWE trotz dieser ganzen Aufwände immer noch massig Geld verdient mit dem Braunkohleabbau. Das ist, finde ich, ein eindrücklicher Beleg dafür, zu welchen Innovationen Unternehmen in der Lage sind, wenn sie mit einer Sache Geld verdienen können. Ich würde mir aber wünschen, dass die Sachen, mit denen sie Geld verdienen, weniger invasiv mit unserer Landschaft und Umwelt umgingen. Hier nun, klingeling!, das Glöckchen mit den Rahmenbedingungen, die die Politik schaffen muss.

Darüber habe ich neulich (am 13. Dezember 2013) auch schon eine kleine Diskussion mit @baranek und @holadiho geführt, in deren Verlauf das Schlagwort „Silicon Valley für Erneuerbare“ aufkam. Ich finde, das ist eine faszinierende Idee. Ich finde, dass Sigmar Gabriel als neuer Bundesminister für Wirtschaft und Energie im allgemeinen und Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin von NRW im Besonderen die Bedingungen schaffen sollten, die energietechnische Innovationen in NRW und fördern und aktiv zu uns holen. Ich glaube, dass wir mit den Kubikkilometern stillgelegter Steinkohleschächte im Ruhrgebiet Sinnvolles anstellen könnten, in dem wir dort Energiespeicher installieren, von mir aus als Pumpspeicherkraftwerke, als Gasdruckspeicherkraftwerke oder diese coolen Schwungrad-Dingsis. Ich finde, wir sollten uns die Vision leisten, dass eine Energieversorgung aus 100% Erneuerbaren erstens möglich, zweitens nötig ist und drittens wirtschaftlich erfolgreich sein wird. Dabei glaube ich, dass das Meistern der technischen Herausforderungen der kleinere Teil der zu leistenden Arbeit sein wird. Vielmehr bedeutet die völlige Unabhängigkeit von Erdöl aus dem mittleren Osten und von Gas aus Russland einen gewaltigen Machtverlust der heutigen Lieferanten – was denen natürlich nicht schmecken wird.

Ich glaube, dass zusätzlich die Innovationsführerschaft auf dem Sektor der alternativen Energiegewinnung, der Ausbau der flexiblen Netze und die effiziente Speicherung von Energie von entscheidender Bedeutung für die Position auf den globalen Märkten der Zukunft sein wird. Ich finde, allein die Aussicht darauf verpflichtet uns, NRW zum Silicon Valley der Erneuerbaren zu machen. Ich finde, dass wir hier eine Goldgräberstimmung erwecken müssen, ich finde, wir müssen massiv mit öffentlichen Geldern dafür sorgen, dass Start-ups und bereits etablierte Unternehmen hier ihre ganze Innovationskraft freilassen, ich fänd cool, wenn amerikanische Wirtschaftsminister zu uns kommen, um sich hier inspirieren zu lassen, so wie unsere Wirttschaftsminister regelmäßig ins Silicon Valley fahren, um sich in Sachen digitale Entwicklungen fortzubilden. Ich finde das viel schöner als die Vorstellung, dass RWE seine gewaltige Innovationskraft dafür aufwenden muss, weggebaggerte Landschaften wieder hübsch zu machen.

Von Maxim Loick

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