Wahlniederlagenblues

Mann, hat das weh getan! 23% bei der OB-Wahl. Und ich glaube, unser Problem ist, dass wir einfach nicht wissen, woran es liegt. Die Wahlbeteiligung bei paar’nvierzig Prozent. Bei den Freifunkern hat jemand Alarm gemacht, weil SPD und Grüne an den Infoständen Freifunk-WLAN für umme angeboten haben. Die Reaktion diese*r Freifunker*in war so ähnlich, als wären politische Parteien gefährliche Sekten, die Kinder essen. Das frustriert.

Aber wie kommt es dazu? Und wie kriegen wir das wieder weg? Ich hab keine Ahnung. Vielleicht müssen wir diese Tür-zu-Tür-Geschichte eher das ganze Jahr über machen und im Wahlkampf dann gerade nicht. Die Menschen kommen nicht zu den Parteien, ums Verrecken nicht, also müssten die Parteien zu den Leuten gehen, immer und durchgängig. Aber wer soll das stemmen? Das sind alles ehrenamtliche Leute hier, die nebenbei Familien und Jobs haben, die sich in den Ratssitzungen bis 24:00 Uhr mit den Problemen der Stadt herumschlagen, die dafür beschimpft und wie Aussätzige behandelt werden. Die sollen jetzt zusätzlich noch von Haus zu Haus ziehen?

Immerhin, die Erfahrung der TzT-Aktionen in den Wahlkämpfen zeigt, dass sich viele keineswegs belästigt fühlen (wie ich vor meinen ersten TzT-Erfahrungen befürchtet hatte), sondern sich tatsächlich freuen, dass jemand nach ihnen fragt. Da könnte man die Menschen kontinuierlich fragen, was ihre Probleme sind. Und ich vermute, dass die Politik, zumindest die kommunale, sich vieler dieser Probleme durchaus bereits annimmt, ich weiß es allerdings nicht. Und wenn dem so sein sollte, dann wissen es die Wähler*innen nicht.

Die SPD Beuel macht seit Jahrtausenden jeden ersten Samstag im Monat am Beueler Rathaus einen Infostand. Es bleiben nur wenige stehen, und die, die kommen, sind oft jeden Monat dieselben.

Einige fordern, dass wir (also die SPD) neue Köpfe brauchen, aber woher nehmen und nicht stehlen? Ich glaube, dass wir uns in unseren Köpfen erneuern müssen. Was ist das für ein seltsamer Kampf, den die Bonner SPD seit eigentlich schon immer mit dem Generalanzeiger führt? Wo sind unsere Strategien, dieses Verhältnis mal zu verbessern? Wo kommen wir an die Menschen ran? Müssen wir wirklich jede*n einzelne*n aufsuchen? Was ist mit den Ecken, in die Du nicht mal mit Facebook kommst? Was tun in Tannenbusch-Mitte (Wahlbeteiligung 7,86%), an der Josefshöhe (18%) oder Neu-Tannenbusch (13%)? Müssen wir da wirklich an jeder Tür klingeln? Und vielleicht sogar noch zuhören? Wie soll ein*e freiwillige*r Ehrenamtliche*r damit umgehen, wenn er/sie dort beschimpft wird? Hat man Lust, das in seiner Freizeit zu tun? Und die, die das in ihrer Freizeit trotz allem tun, sind die nicht total malle im Kopp, dass sie das in ihrer Freizeit tun? Kann man solche Irren wählen, diese Verwirrten, die noch lächeln, wenn man sie beschimpft?

Ach, lass uns doch mit diesem Politikshice endlich zufrieden, schreib was lustiges, mach wieder ein paar Reime oder so! Politik ist immer so unerfreulich! Immer geht alles nicht, immer gibt’s nur Streit und man muss jemanden doof finden und dafür jemand anderen gut (obwohl ich den gerade mal nicht so gut finde) und immer bist Du so ernst. Sei doch wieder fröhlich! Es war schon immer so, dass sich zu wenige für Politik eingesetzt haben.

Bald. Bald bin ich wieder fröhlich, versprochen.

Von Maxim Loick

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