Das Zuckern von Gebratenem

Ist der Erfolg von Ketchup dem Umstand zu verdanken, dass das Zuckern von Gebratenem bis heute keine gesellschaftliche Anerkennung erfahren hat? Und hat umgekehrt der Erfolg des Ketchups den Anerkennungsprozess nicht entscheidend verlangsamt? Und wer – diese Frage muss an dieser Stelle erlaubt sein – profitiert eigentlich davon?

Beim Essen von Wurstbroten stellt sich ja die Frage, mit welcher Hand man das Brot und mit welcher das Smartphone hält. Eine erste Antwort lieferte mir meine Schwester (an dieser Stelle schnell ein #ff für @Aetideopsis):

https://twitter.com/Aetideopsis/status/473748567988129792

In dieser Form ist mir die Antwort jedoch zu pauschal, ich glaube, es kann keine einfache Antwort darauf geben, denn einfache Antworten werden den spezifischen Gegebenheiten eines jeden Brotes nicht gerecht. Was für ein Brot ist das, das ich da halte? Ist Ketchup drauf? Drohen Salat und Aufschnitt auf eben diesem Ketchup seitlich herauszurutschen? In welcher Situation ist das Ablegen des Brotes, in welcher das des Smartphones angemessen? Gibt es Brote, die gar mit Besteck zu essen sind (so wie es in der Generation meiner Eltern in Westfalen bis heute noch verbreitet ist)? Wohin mit dem Device in diesem Fall? Kein Wunder, dass es in der Generation meiner Eltern in Westfalen so viele Offliner gibt.

Zutaten: Tomatenmark, Rohrohrzucker, Branntweinessig, Meersalz
Zutaten: Tomatenmark, Rohrohrzucker, Branntweinessig, Meersalz

Aber wenden wir unseren Blick nun dem Spiegelei zu. Also dem Spiegelei auf Brot. Auch in meiner eigenen Generation – so lautet zumindest ein Ergebnis meiner empirischen Beobachtungen – werden derlei Brote nicht nur mit Ketchup, sondern vor allem auch vom Teller mit Messer und Gabel verspeist, das Device wird dabei neben dem Teller abgelegt und sporadisch mit dem abgespreizten kleinen Finger bedient. Schlimm ist dabei das ewige Sich-Abschalten des Bildschirms, was zu vielen Wachhalte-Stuppsen auf selbigen führt. Auch das Scrollen mit dem kleinen Finger, während man das Messer hält, kann noch nicht die finale Ausbaustufe des Always-On beim Spiegelei auf Brot essen bedeuten, ich verlange da einfach mehr von mir selbst und von der Gesellschaft.

Ich wage daher die Prognose: Der nächste Hice Shice wird die Portierung der Fähigkeiten von Smartphones auf handlos zu bedienende Devices und somit der Auflösung des Smartphones sein. Nur Ketchup, der bleibt, zumindest sehe ich keinerlei Anzeichen, dass das Zuckern von Gebratenem in absehbarer Zeit salonfähig würde.

Von Maxim Loick

Folgt mir auf Twitter: @Pausanias oder bei Google+: Maxim Loick

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert