IT Gipfel – eine Abrechnung!

Ich glaube, Ihr habt zwischendurch ein bisschen mitbekommen, dass die Kolleg*innen von @CalliopeMini und ich auf dem diesjährigen IT-Gipfel insgesamt ganz gut*) angekommen sind beim Publikum.

Nun ist der IT-Gipfel ja eine Veranstaltung, die völlig zu recht seit zehn Jahren als eine Veranstaltung kritisiert wird, die jedes Mal wie ein Feigenblatt vor den DDR**) gehalten wird und noch bevor der letzte Rollcontainer nach dem Abbau im letzten LKW verschwunden ist, sind die dort vorgestellten Projekte schon wieder vergessen.

v.l.n.r.: ich, @katti, @thinkberg, Neele, @GescheJoost, Tilda, @birte2go (hinter Tildas Arm), Klaus-Jürgen Buss, Franka Futterlieb, @holadiho (hinter Frankas Arm), Thomas Kern
v.l.n.r.: ich, @katti, @thinkberg, Neele, @GescheJoost, Tilda, @birte2go (hinter Tildas Arm), Klaus-Jürgen Buss, Franka Futterlieb, @holadiho (hinter Frankas Arm), Thomas Kern

Dieses Jahr durften wir mit Calliope mitmachen. Uns war sehr bewusst, auf was für einer Veranstaltung wir da ausstellen würden. Und wir wollten das anders machen. Wir wollten den Gipfel als Auftakt, nicht als Ziel. Wir wollten den Gipfel als Donnerschlag, der die Blicke auf uns richtet, damit wir die Unterstützung bekommen, die wir für eines der ambitioniertesten Projekte der Geschichte des Neulands dringend brauchen. Wir fangen jetzt erst an, Leute! Wir wollen nicht vergessen werden, sondern noch viel weiter, wir wollen, dass unser schönes föderales Bildungssystem informatische Kompetenzen vermittelt, statt sie zu verbannen. Wir wollen das mit dem System erreichen und nicht gegen dieses System. Klingt wenig revolutionär, ist es aber.

Stichwort Revolution, ich fange mal beim vielgescholtenen Sigmar Gabriel an. Ohne ihn gäbe es das Projekt Calliope mini schlicht nicht, fullstop. Auch auf die Gefahr hin, dass möglicherweise viele in ihrer Euphorie gebremst werden, wenn sie hören, dass ihr Lieblingsschuldiger Sigmar Gabriel in diesem Fall mal alles richtig gemacht hat, sind wir ihm persönlich zum Dank verpflichtet. Als @holadiho ihm die ersten Prototypen vorgestellt hat, die bei Berührung eine Star Wars Melodie abgespielt haben, hat er gesagt: Macht das! Aber legt mir vor, wie Euer informatisches Curriculum aussehen soll. Ich habe keinen Bock auf ein reines Technologie-Projekt, ich will ein Bildungsprojekt. Das war stark von Dir, Sigmar, echt mal ein Danke, das dicker ist als Du :)!

Der zweite revolutionäre Punkt ist, dass wir mit dem Bildungssystem zusammen arbeiten wollen. Bei aller Kritik ob der Schnarchigkeit des föderalen Bildungssystems, aber wenn man mal in so ein Landesbildungsministerium geht, dann trifft man plötzlich Menschen, die so viel mehr Erfahrungen haben als wir – oder zumindest ich -, die die Strukturen kennen, über die Lehrer*innen erreicht werden, die keineswegs digital bremsen, sondern im Gegenteil keinen Bock mehr darauf haben, neben Sigmar Gabriel die zweiten Defaultschuldigen der Republik zu sein. Die aber auch nur damit arbeiten können, was ihnen zur Verfügung steht. Als ich zusammen mit @katti in Mainz im Ministerium für Bildung unser Konzept in einem noch ziemlich frühen Stadium vorstellen durfte, haben uns die Expert*innen für die Grundschule (!) die Frage gestellt: „Warum in der dritten Klasse?“ und mein innerer Harnisch hatte bereits alle Stacheln ausgefahren, als sie die Frage nachlegten: „Warum nicht in der ersten Klasse? Als Einschulungsgeschenk?“. Mir blieb nichts anderes, als verdattert darum zu bitten, die zweite Frage bitte noch einmal zu wiederholen. Die meinten das ernst und seitdem will ich, dass das Ministerium für Bildung in Mainz meine Frau wird.

Aber nur, weil da noch nicht wusste, wozu das Pendant in Saarbrücken in der Lage sein würde. Wie mutig die dort zugegriffen haben, zu einem Zeitpunkt, als sie noch nichts hatten, als unsere Versprechen. Diesen Mut bewundere ich zutiefst und an dieser Stelle gilt es @r_fries zu danken, der alle Saarbrücken***) geschlagen hat zwischen uns, dem Ministerium und dem LPM. Was für eine saugeile Aktion, liebes Saarland, dass Ihr Euch das getraut habt. Was für eine unfassbar revolutionäre Handlung, lieber Ulrich Commerçon, sich so bold aus dem Fenster zu lehnen und uns damit dazu zu verpflichten, diesem Vertrauensvorschuss unbedingt gerecht werden zu müssen! So ein Support eines Politikers in Regierungsverantwortung motiviert ungemein! Seit dem 15.11.2016, als wir diese unglaublich schöne Veranstaltung in der Wiedheckschule mit den Kindern gemacht haben, bei der Mädchen und Jungen innerhalb weniger Minuten dem Minister das Coden beigebracht haben, will ich, dass Saarbrücken meine Frau wird, neben Mainz. Und Ulrich Commerçon. Und Rüdiger.

Aber ich schweife ab. Der dritte revolutionäre Punkt ist der unglaubliche @holadiho. Was für ein Mensch! Welch revolutionärer Akt, dass er für die Kanzlerin eine Krawatte angelegt hat! Aber mal im Ernst: Da lädt der mich 2013 dazu ein, zusammen mit ihm in eine Grundschule zu gehen, um da einen Projekttag „Internet“ zu machen. Später machen wir Tinkeringkurse mit Grundschüler*innen. Ich sage einfach immer ja, weil ich will, dass Stephan vielleicht eines Tages meine Frau wird. Der aber dreht das Rad einfach immer weiter. Geht zu Sigmar Gabriel ohne Powerpoint, sondern mit zusammengelöteten Boards, die Star Wars Melodien spielen können. Geht da hin mit einer Idee statt mit einem Konzept. Dann fängt der an, Leute zu fragen, ob sie mitmachen wollen (u. a. mich). Verspricht @GescheJoost, dass er ihre Frau werden wird, wenn sie uns hilft. Hat bereits da im Kopf, dass wir das ganze nur schaffen, wenn wir das ehrenamtlich machen und wenn wir eine gemeinnützige GmbH dazwischen schalten. Was für ein Gespür für Menschen, für ökonomische Strukturen und für Befindlichkeiten des Bildungssystems! Hat mit Bernd Poloczek einen Pädagogen an der Hand, der uns von Anfang an gesagt hat, was mit Grundschüler*innen funktioniert und was nicht. Wir verdanken Bernd Poloczek, dass wir wesentliche Defizite des MicroBit vermeiden konnten: „Wenn Ihr die Pins so dicht aneinander legt wie beim MicroBit, könnt Ihr die Stunde in der Grundschule vergessen, da werdet Ihr nur Kurzschlüsse haben und keine einzige leuchtende LED.“ Daher kommt die Sternform der Calliope mini. Aber ich schweife ab, bei Stephan, dem Monster, war ich eigentlich, muss aber vielleicht mal zum Gesamtteam Calliope übergehen.

Wenn ich mir in Bewusstsein rufe, dass wir vor elf Monaten nicht viel mehr hatten als eine Ideenskizze, vor allem große Ambitionen und ein Excel-Sheet, auf dem stand „800.000 Schüler*innen“, wenn ich dann sehe, dass die Hände meines Großen Sohnes einen Landesminister beeindrucken und dass die f2f Begegnung von Neele und  Tilda mit der Kanzlerin breite Euphorie hervorrufen, dann bin ich einfach nur dankbar, dass ich mit diesen Menschen so was tolles machen durfte. Das sind @thinkberg, der alles programmiert hat, @katti, die unermüdlich Workshops durchgeführt hat, @birte2go, die Presse-Events organisiert, von denen ich möchte, dass sie meine Frau werden, und nicht zu vergessen die Ingenieure von Delta Systems in Aachen, die den Abrieb von Sand in Wind oder Nordseebrandung im Kopf rechnen, bevor ich „zwei im Sinn“ gesagt habe.

Und jetzt stehen wir da, mit einem herzergreifend schönen Ergebnis auf dem IT-Gipfel, und was kann ich tun?

Ich packe kleinlaut einen Umschlag und tue, was ich am besten kann: Ich schreibe einen tränenrührenden Brief. Nach Mainz, packe drei Calliope mini in dazu, die ich am Ende des IT-Gipfels krawattetragenden Verächtern aus den Händen gewunden habe, und hoffe, dass wir vielleicht eines Tages alle unsere Frau werden.

 

 

*) Uns war klar, dass unser Thema ganz gut ankommt. Aber dass uns der Google CEO als „hidden star“ bezeichnen würde und dass wir’s in die Tagesschau schaffen würden, hatten wir nicht unbedingt erwartet. Wir freuen uns offengestanden gerade den Arsch weg ob der unfassbar positiven Resonanz. That’s what they call „resounding success“, glaubich.

**) Deutscher Digitaler Rückstand

***) Hammerwortspiel, oder?

Von Maxim Loick

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6 Kommentare

  1. Danke, dass es noch Leute, wie Euch gibt, die mit Ihrem Feuer für eine Sache andere begeistern können und Sachen bewegen! Dass gibt Hoffnung, dass sich das Land der Dichter und Denker noch nicht ganz aufgegeben hat!

    1. Frankly, wir können es noch nicht genau sagen, irgendwas zwischen 10 und 40 Euro.

      Die Faktoren sind: Wieviele Boards können wir en bloc beauftragen? Wieviel Begleitmaterial brauchen wir? Logistikkosten, Verpackung, spezifische Anforderungen für die diversen Bundesländer, Spendenbereitschaft der Wirtschaft, Unterstützung aus dem Bildungssystem…

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