Eskabolation

Ich habe gerade Saskia und Norbert meine Stimme für den Parteivorsitz gegeben und das habe ich mit einer in dieser Tiefe seltenen Überzeugung getan.

Schon vor längerem hab ich gedacht: Warum bleibe ich in der SPD? Es gibt bessere Orte als die SPD 2019: die #GroKo fordert uns seit Jahren, andauernd müssen wir Kröten der Union schlucken, andauernd müssen wir uns den Vorwurf der „Machtgeilheit“ gefallen lassen, während die FDP lieber nicht als falsch regieren will. Völlig unbeeinträchtigt sind die Grünen davongekommen, seit der Schröder-Regierung haben sie nichts mehr machen müssen und für die Schröder-Regierung kassieren wir ja jeden Tag die Wirkungstreffer.

Aber ich bin geblieben (und bleibe weiterhin!), weil ich erstens total gile finde, dass an der Basis zumindest hier in Bonn hunderte Überzeugungstäter*innen in den OVen und im UB sind. Die gucken sich die Vorgänge mit den gleichen ungläubigen Blicken an und sagen: Das gibt’s doch alles nicht! Ich MUSS bleiben! Sonst ist ja alles verloren! Die sind wie ich. Zu denen gehöre ich irgendwie. Und um mir selbst Mut zuzusprechen habe ich überlegt: Warum bleibst Du? Wer ist es, die/der Dich in diesem wirklich anstrengenden Laden hält.

Und ich dachte: Uli Kelber. Klar. Der ist immer dabei. Und Saskia Esken. Weil sich ihre Positionen immer mit meinen gedeckt haben. Wegen ihrer Standhaftigkeit im für Sozis schwierigen Südwesten – und weil sie keiner Konfrontation aus dem Weg geht. Weil sie sich im Digitalen auskennt. Und im politischen Betrieb, aber so, dass sie sehr glaubhaft an den Stellen nachgibt, an denen sie es sich gemessen an dem, was sie durchsetzen will, leisten kann und an den Stellen unerbittlich ist, die zufälligerweise auch mir wichtig wären. Und weil sie es schafft, das nicht nur im politischen Betrieb durchzuhalten, sondern auch gegen alle Anwürfe bei Twitter, FB und dem ganzen unerbittlichen Netz.

Und ich dachte: Norbert Walter-Borjans, dieser alte weiße Mann mit den Steuer-CDs. Als wir in NRW die Landesregierung abgeben mussten, dachte ich: Um Sylvia Löhrmann (von den Grünen) und Ralf Jäger iss’t jetzt nicht so schade, aber Norbert hätte ich gern behalten. Der hat nicht nur diese Steuer-CDs gegen alle Widerstände gekauft, ausgewertet und damit die Steuerfahnder*innen von Wuppertal zu einer international gefürchteten Einheit gemacht, er hat auch gegen die Spacken der Union das Steuerhinterzieher*innen-Abkommen mit der Schweiz damals gestürzt. Und ich fand daran zwei Dinge total toll: Erstens, dass es um so eine elementare Sache wie Steuergerechtigkeit ging. Also nicht so ein – sorry, Netzgemeinde! – Nischenthema wie die Störerhaftung oder den Breitbandausbau, sondern um Cash, Kohle, Penunzen in Mengen, mit denen wir den Breitbandausbau und die digitale Bildung sehr schön finanzieren könnten. Zweitens, dass er sich damit nicht gegen den Unterbezirk Borna durchgesetzt hat, sondern gegen Geldkoffer-Schäuble und die gesamte emeffing Bankenlobby.

Ich dachte, Mitte 2019: Saskia und Norbert, die beiden, das wäre was! Aber ich träume ja bloß! Aber ich schrob am 27.08.2019 in dieses Twitter:

Und wenig später schrob mir die fabelhafte Saskia per DM, ich solle mal nur ganz kurz noch die Füße stillhalten und bissi in die TL gucken. Einen Tag später, am 28.08., steht in der Presse, dass die beide das echt machen!

Und über die langen Wochen der Vorstellungsveranstaltungen hab ich mir heimlich gewünscht, dass es zum Showdown zwischen Kampmann/Roth und Esken/Walter-Borjans kommen möge.

Leider ist es nicht ganz so cool gekommen. Aber meine Überzeugungen stehen. Meine Stimme ist abgegeben. Ich glaube, dass meine Beobachtung über mehrere Jahre mich nicht trügt und dass mit Saskia und Norbert ein Duo die Partei führen würde, die einerseits feste und überzeugende Standpunkte haben und zu halten im Stand sind und andererseits einen Habitus vertreten, der in der SPD mehrheitsfähig ist.

Ich bin gespannt.

 

 

Von Maxim Loick

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