Smartphoneverbot? Internetverbot?

Weiche, Satan! Du machst mir die Kinder kaputt, so dass sie nicht das machen, was ich für sie vorgesehen habe!
Weiche, Satan! Du machst mir die Kinder kaputt, so dass sie nicht das machen, was ich für sie vorgesehen habe!

Ist es sinnvoll, Kindern ein Smartphoneverbot zu erteilen? Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, schließlich haben meine Kinder noch keine eigenen Smartphones. Aber sie spielen wie selbstverständlich mit dem Tab und dem Computer. Sie können sich alleine ein Donald Duck Video bei Youtube heraussuchen und ansehen. Ich habe ihnen andere Videos unterbrochen (die nicht wirklich jugendgefährdend waren, aber nach meinem Empfinden nun auch nicht gerade kindergeeignet) und ihnen gesagt, dass es Sachen gibt, die für Kinder nicht geeignet sind. Bisher scheuen sie alles, was ihnen nicht kindergeeignet vorkommt. Ich bin sicher, dass sich das bald ändern wird, die Neugier wird siegen – und ich würde mich jetzt nicht darauf festlegen wollen, dass ich, wenn es soweit ist, dass sie sich ungeeignetes Material ansehen, nicht ein Verbot aussprechen werde. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass mein Hinweis auf nicht geeignetes Material einen besseren Effekt hat als ein striktes Verbot. Ich möchte nämlich, dass sie, wenn ihnen etwas unangenehm vorkommt, zu mir kommen. Das werden sie nie nie nie tun, wenn ich ihnen vorher „das Internet“ strikt verboten habe, weil sie dann, bei Zuwiderhandlung, gar nicht zu mir kommen können, weil sie sich ja meiner strikten Anweisung wissentlich widersetzt haben. Wenn sie aber nur den Hinweis erhalten haben, dass sie da quasi zufällig über etwas  stolpern können, dann werden sie wohl eher den Drang verspüren, mir im Falle eines Falles davon zu berichten und mich danach zu fragen, weil dann ja „nur“ etwas eingetreten ist, was ohne schuldhaftes Verhalten eh jederzeit im Rahmen des Möglichen liegt.

Das ist übrigens was ganz anderes, als die Menge des Medienkonsums zu begrenzen. Wenn ich also nach sechzehn Stunden Donald Duck Videos und vier Tagen Zocken auf dem Tab verlange, das Gerät bitte nach dem laufenden Level abzuschalten, dann hat das nichts mit einem Verbot zu tun, klaro.

Ich komme darauf, weil @ion_tichy neulich berichtete, dass an der Grundschule, auf die der Große Sohn ab diesem Sommer gehen wird, gerade über ein generelles Smartphoneverbot diskutiert wird. Und ich glaube, dass man den Gebrauch während des Unterrichts natürlich reglementieren muss, aber von einem generellen Verbot halte ich mal gerade gar nichts, eben weil die Kinder es ja doch nutzen werden und zwar, weil es sehr gute Gründe auch für Kinder gibt, es zu nutzen.

„Ja, aber werden sie es nicht noch früh genug lernen, mit diesen neuen Medien umzugehen?“ Möglicherweise. Aber sie wollen jetzt. Und ich sehe gute Gründe, es ihnen zu erlauben, schon allein, weil ich ein Verbot für kontraproduktiv halte.

„Aber die Kinder, die sind doch heute gar nicht mehr in der Lage, mal einen längeren Text zusammenhängend zu lesen!“ Nun, diese Fähigkeit habe ich persönlich mir ja im ersten und zweiten Schuljahr angeeignet, als wir damals die Buddenbrooks lasen (aber nur die großen As und die großen Es).

Schluss mit der Polemik, ich möchte, dass meine Kinder das Internet als etwas selbstverständliches wahrnehmen und wie selbstverständlich damit umgehen. Ich lasse sie ja auch auf die Straße, obwohl dort Autos mit tödlicher Geschwindigkeit herumfahren und Verbrecher dort ihr Unwesen treiben.

Mal gucken, was ich sage, wenn die Söhne das erste Mal über wirklich ungeeignete Inhalte stolpern. Das Leben bleibt gefährlich.

Von Maxim Loick

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