Fabuliere vom schönen rot ins tiefe blau

Soeben hat die SPD Hamburg die dortigen Bürgerschaftswahlen gewonnen, irgendwas mit 45,x% oder so. Fühlt sich richtig gut an, habe so lange rote Balken schon lange nicht mehr im Fernsehen gesehen. Was heißt’n das nun für die SPD insgesamt? Mehr Scholz, weniger links? Bin gespannt.

Und sogleich komme ich wieder auf die Frage, die @wasalski mir zuletzt immer wieder gestellt hat: Was soll die Rolle der SPD sein, jetzt, wo sich die klassischen Milieus allmählich aufgelöst haben? Dazu hat @wasalski mit ja extra dieses Buch von Franz Walter geschenkt, das ich pflichtschuldigst gelesen habe und das diese Frage auf rund 140 Seiten ziemlich drängend stellt. Und mir fällt nichts besseres ein als das Zitat von Andrea Nahles: Die Sozialdemokratie soll der Kitt sein, der die Gesellschaft zusammenhält (so oder so ähnlich habe ich es von ihr irgendwo gelesen, vllt. hat sie aber auch nur jemand anderen zitiert, egal, es kommt mir auf den Satz an!). Was die Sozialdemokratie leisten soll, und das ist zugleich der Grund dafür, warum ich mich für sie engagiere: Sie soll eine gesamtgesellschaftliche Solidarität herstellen, weil es für alle beteiligten schlauer, besser und einfacher ist, sich für einander einzusetzen. Die Starken für die Schwachen. Die Schwachen zu stärken, damit es mehr Starke gibt, die den Schwachen helfen können. Niemanden zurücklassen (wie Hannelore Kraft immer sagt). Ressourcen gerecht verteilen. Empowerment durch Bildung. Gleichberechtigung. Der ganze Katalog halt. Und wenn Franz Walter das Pferd von den Milieus her aufzäumt, dann will ich es von den politischen Zielen her aufzäumen. Do the right thing and let people know. Warum sollen die Starken uns wählen, wenn wir sie nur in die Pflicht nehmen wollen? Keine Ahnung. Aber es ist richtig, die Starken in die Pflicht zu nehmen. Und die Starken müssen einsehen, dass sie ohne die Schwächeren nicht stark geworden wären, dass sie aus solidarisch geschaffenen Infrastrukturen ihre Stärke gewonnen haben. Und sie müssen doch einsehen, dass es ihnen am Ende selber nützt, wenn sie die Schwächeren nicht mit Füßen treten. Und sie müssen doch einsehen, dass ein überkommenes Statusempfinden nicht mehr trägt, dass sie ja eigentlich selbst keine Lust mehr auf die Systeme haben, in denen sie die Starken sind. Sie müssen doch erkennen, dass Anerkennung mit anderen Kriterien zu erzielen ist als mit den flüchtigen Idealen vergangener Zeiten.

Ach, ich fabuliere ja ins Blaue. Aber ich lass das mal so ungefiltert stehen.

Von Maxim Loick

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