Wenn der Kleine Sohn hinten im Auto singt

Morgens bringe ich den Kleinen Sohn mit dem Auto zum Kindergarten. Wir hören dann immer seine Lieblingslieder auf Spotify, eine Auswahl die, unter meinem Namen öffentlich einsehbar, meiner Street-Credibility wohl eher abträglich ist. Aber schon immer habe ich gespürt: Diese Musik, so wenig sie meinem eigenen Geschmack entsprechen mag, bewegt Welten in meinem Kind. Wie er plötzlich aufhören muss zu reden, weil er ganz mit zuhören beschäftigt ist.

In letzter Zeit hat er angefangen, leise hinten im Auto mitzusingen, englische Texte, die er nicht versteht, sondern nur lautmalerisch nachbildet – aber in einer Genauigkeit, die mir, der ich die Texte verstehen kann, das Herz zerreißt. Dann sehe ich mich plötzlich selbst, wie ich ABBA und die Beatles in genau dieser Art und Weise mitgesungen habe – und erinnere mich, wie enttäuscht ich war, als ich die Texte plötzlich verstand – diese allzu banalen Frau-Mann-Dinge, Liebe, Beziehungskram. Galaktisches wurde mir ungefragt irdisch und ich habe mir gewünscht, ich hätte nie Englisch gelernt, damals.

Heute, wenn der Kleine Sohn diese banalen Texte mitsingt, werden sie wieder galaktisch, wie er sich darin verliert und sogar dem Großen Sohn contra bietet, wenn der darüber lästert (wie seine Eltern und eigentlich alle um ihn herum auch).

Was für ein außergewöhnlicher Kleiner Sohn, der, entgegen aller Zweifel, immer wieder dafür einsteht, dass er das liebt, was er da hört. Ich versuche, ihm zu vermitteln, dass er das richtige tut. Ich hoffe, das gelingt mir.

Von Maxim Loick

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